Ci vediamo in Piazza!

Am Samstag, den 2. Juli 2022, lud das Spinelli FreiRaumLab zusammen mit und auf Anregung von Gioselinda Goebel, Leiterin der KiTa St. Hildegard, zu dem Nachmittag „Ci vediamo in Piazza!“ ein. Die Idee war, so Gioselinda Goebel, eine „zwanglose Runde, die einen Sommerabend auf der Piazza genießt. Jakob Kraus ist eingeladen für Musik und gemeinsames  Singen (wenn auch ohne Lagerfeuer) und jeder/jede bringt was für die Allgemeinheit mit, wie bei einem Picknick: Essen und Getränke, Sitzgelegenheit, da wir nicht wissen, ob die gebauten Stühle ausreichen werden.“

Auf dem Programm stand außerdem das Fachgespräch „Wie sehen wir die Stadt?“ mit Dominique Peck und Marius Töpfer vom Projektbüro Hamburg. Gemeinsam mit ihrer Büropartner:in Renée Tribble hatten sie die Tage zuvor die Gegend erkundet. Da ihr Spezialgebiet die Notation von Stadt ist, waren sie mit der Idee unterwegs, Elemente der „Zwischenstadt“ in Käfertal aufzuzeichnen: „Oft bewegen wir uns durch die Stadt und filtern weg, was wir nicht sehen wollen, oder was wir nicht zu sehen brauchen. Wir bewegen uns dann mit einem Ziel, weil wir das oder das machen, dort oder dort hin fahren, dies oder jenes erledigen wollen. Es gibt aber auch Momente, an denen wir uns für das öffnen, was gerade da ist.“ Über diese Momente wollten wir mit den Forscher:innen vom Projektbüro Hamburg sprechen.

Da die KiTa-Kinder nicht auftauchten, kam eine intime Runde zum Thema Sehen und Lesen der Stadt zustande. Das Format trug dazu bei, dass mehr Fragen gestellt werden konnten als bei den Vorträgen und ein intensiver Austausch zum „Lesen“ von Käfertal (Frau Goebel: „Nord- und Südstaaten“) in Gang kam. Statt der Kinder tauchten alsbald – wie aus dem Nichts – Jugendliche mit dem selbstgeschweißten Hybrid von Fahrrad und Einkaufswagen auf, mit dem Ausruf: „Ihr seid eingeladen, wir haben alles mit!“. Nachbarn stießen hinzu und nach und nach füllte sich die Piazza Spinelli, ein weiterer Tisch wurde geholt, und die Organisation machte sich selbstständig.

Hier wurde noch einmal die Frage des Intervenierens, Repräsentierens und Planens deutlich: Solch einen Ereignisverlauf  kann man einfach nicht im traditionellen Sinn planen. Man muss ihn aber geduldig, langfristig, minutiös anregen und vorbereiten. Dies ist ein Teil der Methode zum konstruktiven Umgang mit bestehenden städtischen Situationen, die wir vor Ort erproben. Herr Link von der Gemeinde St. Hildegard etwa betonte, dass so etwas Ende April noch gar nicht möglich gewesen wäre. Im Gespräch erläuterte Frau Kraus, dass sich jetzt Menschen bei ihr für den neuen Platz bedanken, Herr Link kommt regelmäßig zum Arbeiten hierher, Frau Goebel macht hier immer ihre Mittagspause, weitere Feste sind in Planung, etc. Und Herr Kraus resümierte zum Abschluss: In den 1970er Jahren gab es mal eine Bewegung, die hieß, „Die Kirche zu den Menschen bringen“ – vielleicht erleben wir hier eine aktualisierte Version davon.

Fotos: Christopher Dell